Ein alter Junggeselle erlebt eine martialische Kur für seinen Heiratsplan, mit dem er den Neffen für dessen Brautwahl strafen und enterben will. In den Machtkampf alt und reich gegen jung und arm mischt sich seine Torschlusspanik, die Freuden der Ehe versäumt zu haben. Sein Arzt und das junge Paar inszenieren eine fingierte Hochzeit, gefolgt vom Terror einer zänkischen, verschwenderischen Ehefrau, bis der Gebeutelte um Scheidung fleht.
Jesús López-Cobos, von Belcanto-Opern ebenso wie von Wagner begeisterter Stardirigent, lebte Beethovens Erkenntnis "Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie" aus, in dem er sich nach der Promotion in Philosophie dem Dirigieren zuwandte. In Donizettis Partitur hebt er neben der melodienseligen Heiterkeit des traditionsreichen Schwanksujets in italienischer Buffo-Manier die emotionelle Tiefe der Charaktere in ihren vom Kummer gezeichneten Kantilenen hervor. Die abrupten Affektwechsel mit virtuosem Parlando, Bewegung und Dynamik im Orchester machen die Unruhe spürbar, die 1843 die Industrialisierung in der Gesellschaft zu verbreiten begann.
Die Gesprächspartner
Jesús López-Cobos
Dirigent
zur Person
Prof. Dr. Susanne Vill
Musik- und Theaterwissenschaftlerin
Universität Bayreuth
zur Person
Ort und Zeit
Schreyvogelsaal
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Hofburg, Batthyanystiege
1010 Wien | Lageplan
Donnerstag, 7. Mai 2015 | 14 Uhr